BETTINA CARL
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FORSTGOTTHEITEN 2010 - 2012 Einleitung   1   2   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13        

 
 

Die FORSTGOTTHEITEN setzen sich

mit dem Konzept der Natur als Bild

auseinander und knüpfen damit an

andere meiner Werkgruppen an, wie

THE LOCALS, KAUNTRI und ältere

Projekte wie A LA RECHERCHE.


In den FORSTGOTTHEITEN geht es

um den Wald, also um Äste, Laub,

Hell-Dunkel und um ein Dickicht älte-

rer weltanschaulicher Konzepte, von

denen sich einige bis in die Gegen-

wart halten konnten. Die Werkgruppe

antwortet einerseits auf bestimmte

Imaginationen des Weiblichen, die

Ende des 19. Jahrhunderts besonders

populär waren: Diese Bilder von verfüh-

rerisch-gruseligen Dryaden, Nymphen

und Salomés waren aufgeladen mit all

jenen Eigenschaften, die sich das

männliche Subjekt jener Zeit selbst

verbieten musste, die er fürchtete,

begehrte und verachtete.

 

                    KAPELLE Nr. 1, Kohle, Pastellkreide, Aquarell, Buntstift, Collage auf Papier, 49 cm x 53 cm, 2010
 
Andrerseits spielen die FORSTGOTTHEITEN auf die Verklärung und Verehrung des Waldes an: Als vor etwa 200 Jahren das deutsche "être suprême"

entdeckt wurde, verortete man dieses Wesen mit Vorliebe im Gehölz. Dieser Topos der Romantik hat sich seither in wechselnden Formen und politischen

Vorzeichen, über die Nazi-Ideologie bis zur Ökobewegung, reproduziert, und auch ich bin davon nachhaltig geprägt worden.

Neben den pathetischen gab es immer schon ironische Varianten des Waldkultes. Dazu gehören literarische Werke, wie Heinrich Heines Gedichtzyklus

"Romancero", in dem die Fauna eine wichtige Rolle spielt, und einige Volkslieder, zum Beispiel "Auf einem Baum ein Kuckuck saß". In diesen Szenen

vertritt häfig ein Jäger die repressive Obrigkeit, der die Waldtiere hartnäckig Widerstand leisten.